Automobildesign
Wieso sehen Autos eigentlich so aus?
Als kleiner Junge fesselten mich MONSTER TRUCKS – unerschrocken machten diese Autos einfach alles platt. SUV’s rufen manchmal diese Erinnerungen wieder wach. Was haben sich die AutomobildesignerInnen nur dabei gedacht?
* bei einem Snowboardunfall brach ich mir leider den Radius an der rechten Hand. Weil ich trotzdem sketchen möchte, mach ich das jetzt mit links – nicht wundern.
automotive design
Das Automobildesign ist eine Spezialisierung des Industriedesigns. Dabei entwerfen die GestalterInnen Fahrzeuge und vereinen funktionale, ergonomische und ästhetische Aspekte. Zudem formen aerodynamische, ökonomische und ökologische Aspekte das Design entscheidend mit. Meist werden Fahrzeuge für eine Marke gestaltet und müssen sich so in ein Produktportfolio eingliedern.
Mobilitätsdesign
MobilitätsdesignerInnen gestalten Verkehrssysteme und Mobilitätsketten. Dabei konzipieren sie weniger die einzelnen Fahrzeuge, sondern entwerfen Übergänge und Schnittstellen zwischen verschiedenen Verkehrsträgern.
Exterieur design
Das Fahrzeugdesign gehört heute zu den wichtigsten Entscheidungskriterien beim Autokauf. Deshalb durchlaufen TransportationdesignerInnen einen intensiven Designprozess. ExterieurdesignerInnen gestalten die polarisierenden Blechkleider. Das Exterieur wird durch funktionale Aspekte, gesetzliche Vorgaben und Markenwerte geformt. Die Designentwürfe werden auf ökonomische Aspekte überprüft und auf dem globalen Markt getestet. Schließlich fließen die gewonnenen Erkenntnisse wieder in das Design ein.
Interieur design
Autos werden für uns zwischen Zuhause und dem Arbeitsplatz zum „third place„. Deshalb werden überzeugende Raumkonzepte, ausgewählte Materialien und Farben sowie eine intuitive Bedienung immer wichtiger für eine Kauf- oder Nutzungsentscheidung. InterieurdesignerInnen gestalten Raumkonzepte, die in Sitzen, Dashboards und dem Interface ihren Ausdruck finden. Darüber hinaus wird das Markenerlebnis vom haptischen Erlebnis der Bedienelemente bis hin zu den Gerüchen gestaltet.
Design
prozess
Im Automobildesign etablierte sich ein spezieller Designprozess. DesignerInnen durchlaufen – meist in Teams – 5 Phasen. Diese Phasen verlaufen nicht nur fortlaufend, sondern auch parallel. Im Gegensatz zum Designprozess des Industrial Designs werden plastische Formen intensiv mit Clay entwickelt und durch eine sehr hohe Flächengüte – Class A in Produktionsdaten übertragen. Anschließend gestalten Color and Trim ExpertInnen die plastischen Entwürfe weiter aus.
Konzept
Auf Grundlage von Marktrecherchen, Nutzerbefragungen, Benchmarking und Unternehmensvisionen werden neue Fahrzeugkonzepte entwickelt.
Sketching
Aus den Konzepten wird ein technisches Package abgeleitet. Darauf werden unterschiedlichste Entwürfe gesketcht. Die favorisierten Entwürfe werden reingezeichnet und weiter ausgearbeitet.
CAD
Um die Enwürfe auf das Package zu überprüfen, werden erste CAD Modelle skizziert. Daraufhin werden die Entwürfe realitätsnah mithilfe von VR bewertet.
Clay
Mit den CAD-Daten werden erste physische Modelle aus Clay – einem Industrieplastilin – gefräst. Die Claymodelle werden in vielen Iterationsschleifen zu überzeugenden Plastiken entwickelt.
Prototyp
Die wärmeempfindlichen Claymodelle werden durch täuschend echte Modelle ersetzt. Diese Prototypen nehmen zukünftige Produkte vorweg und unterstützen so bei wichtigen Entscheidungen.
Weil ich sowohl im Industriedesign als auch im Transportationdesign arbeite, sind mir beide Prozesse vertraut. Für jedes Projekt wähle ich die relevanten Methoden neu.
Fahrzeugarten
Autos werden in Fahrzeugarten und Fahrzeugklassen beschrieben. Die Karosseriebauformen werden grob in offene und geschlossene Bauformen gegliedert. Viele Aufbauformen haben sich seit den Kutschen evolutionär entwickelt. Aufgrund sich verändernder Anforderungen und immer neuer technischer Möglichkeiten werden Bauformen obsolet oder entstehen neu. So waren vor 100 Jahren Runabout und Torpedo Konstruktionsaufbauten gefragt. Vor 50 Jahren etablierten sich Limousinen und Kombinationskraftwagen (Kombi) und jetzt sind Sport Utility Vehicle (SUV) und Crossover Utility Vehicle (CUV) begehrt.
Fahrzeugklassen
LEICHTKRAFTFAHRZEUG, KLEINSTKRAFTWAGEN, KLEINWAGEN, KOMPAKTKLASSE, MITTELKLASSE, OBERE MITTELKLASSE, OBERKLASSE, SPORTWAGEN, KLEINTRANSPORTER, MINIVAN, KOMPAKTVAN, GROßRAUM-VAN, GELÄNDEWAGEN, PICKUP, LEICHTE NUTZFAHRZEUGE
Komplexität im Automobildesign
Autos sind die komplexesten Konsumgüter. Für die bis zu 35.000 Einzelteile gibt es unterschiedliche Strategien der Standardisierung.
Derivate
Die große Modellvielfalt wird bei den OEM’s zum Teil über Derivate möglich. Ein Derivat ist ein Fahrzeug, das von einem anderen Fahrzeug abgeleitet ist. So sind zum Beispiel Cabriolets oft Derivate von zweitürigen Coupés. Weil möglichst viele Bauteile vom Basisfahrzeug übernommen werden, ist der Enwicklungsaufwand gegenüber einer neuen Gesamtfahrzeugentwicklung gering. Durch eine clevere Derivatentwicklung schaffen es Automarken, individuellen Wünschen mit vielfältigen Modellpaletten nachzugehen.
Modulkonzepte
Die meisten Automobilhersteller setzen inzwischen auf Plattform- oder Modulkonzepte. Durch die intelligenten Bausätze lassen sich verschiedenste Fahrzeugtypen kombinieren. Dabei führt die Gleichteilstrategie zu geringeren Entwicklungs- und Einkaufskosten. Aufgrund der cleveren Module und Komponenten wächst der Gestaltungsspielraum – dadurch können breitere Modellpaletten entstehen. Dieses Lego-Prinzip löst das Prinzip des Ableitens (Derivate) zunehmend ab.
Trends im Automobildesign
Entsprechend der Kunst des 20. Jahrhunderts, verlaufen im Automobildesign viele Stilrichtungen parallel. Das Automobildesign formt und reflektiert unser Verständnis, unsere Wünsche und Bedürfnisse von Fortbewegung zugleich. Autos werden immer mit und in einem Zeitgeist, einer gesellschaftlichen Ordnung und durch technologische Möglichkeiten gestaltet. Neben den unzähligen Einflüssen wurde das Automobildesign von 5 großen Trends maßgeblich geprägt.
Ist Design nur die Kosmetik der Dinge, die Produkte besser verkaufen lässt? Hier sind einige Gedanken zum Spannungsfeld zwischen Design und Styling.
Aeroform
Das erste Idealbild des Autos wurde in den 1920er Jahren entwickelt. Zuerst wurde die Stromlinienform an dem Tropfenwagen konsequent umgesetzt. Daraufhin lösten die vielversprechenden aerodynamischen Versuche einen Hype in Design und Architektur aus. Während der Stromlinien-Moderne wurden futuristische Fahrzeuge, Bauten und Alltagsgegenstände mit stromlinienartigen Formen versehen. Durch Strömungsversuche wurde positive Effekte von Heckflossen entdeckt – inzwischen sind diese Ergebnisse widerlegt. Als erstes Auto mit Tropfenform und Heckflosse gilt der Tatra Typ 87.
Extravagante, teure Fahrzeuge wurden zudem im Zeitgeist des Art déco gestaltet, so der Bugatti Type 57. Anfänglich verkauften sich aerodynamisch geformte Fahrzeuge schlecht. Um den konservativen Erwartungen des Publikums zu begegnen, wurde die Buckelform entwickelt. Weitere Windkanalversuche zeigten, dass das langauslaufende Wagenende – die Jaray-Form durch ein abgeschnittenes Heck, K-Heck noch übertroffen wird. Bis heute sind Abrisskanten am Heck wichtige Elemente.
In den 1950er Jahren überzeugte die Citroén DS auch durch ein beeindruckendes Stromliniendesign – und bewies durch große Verkaufzahlen die Marktfähigkeit der Stromlinienform. Durch Pininfarina wurden aerodynamische Limousinen in den 1960ern radikal neuentwickelt. Daraufhin reisten Fahrgäste und Gepäck gemeinsam in einer großzügig verglasten, aerodynamischen Fahrgastzelle. Die innovative Architektur mit dem eleganten Fließheck wurde zunächst vom Markt abgelehnt.
Muschelform
Mit dem Cisitalia 202 (1946) beginnt die Geschichte des modernen Automobildesigns. Dabei umfließen flache Formen das Chassis in einer noch nie da gewesenen Eleganz, großzügig und knapp zugleich. Die Designer Giovanni Savonuzzi und Battista Farina verzichteten auf Chrom, stattdessen spielten sie mit Lichtreflexen auf dem Blechkleid. Ein ähnlicher Entwurf ist der Porsche 356 – dessen Exterieur etwas kräftiger, wie eine Muschel über das Fahrzeug ragt. Die Cisitalia-Linie lebt bis in moderne Sportwagen fort.
Schnörkellose Karosserien mit glatten Seitenflächen zeichnen die Pontonform aus. Zahlreiche Limousinen wurden in einer weitergeführten Muschel-Formensprache, jedoch mit einer Drei-Box-Karosserie und kleinen Fensteröffnungen stilprägend für die 1950er. Der Mercedes Ponton ist eins der typischen deutschen Nachkriegs Pontonaufbauten.
Zeit für eine neue Fahrzeugarchitektur
Mit dem Studebaker Champion wurde ein Auto gestaltet, dessen Heck so lang wie die Motorhaube war. Durch die Dreiteilung des Autokörpers in Haube, Pavillon und Kofferaum wird das Drei-Box-Design definiert. Diese Form galt lange als moderne Form des Autos – ein Beispiel ist der Opel Olympia Rekord.
Die undifferenzierten Pontonaufbauten wurden durch immer neuen Chromschmuck differenziert. Die Dagmar Bumpers, projektilahnliche verchromte Elemente an den Stoßstangen, repräsentieren die Chromorgien der 1950er.
Der Nachkriegswohlstand äußerte sich schnell in überschwänglicher Lebensfreude. Unvernünftige Roadster – offene, rennwagen-ähnliche Zweisitzer verkörperten Freiheit und Individualismus. Zu der klassenlosen Fahrzeugketegorie zählten der Alfa Romeo Guilietta Spide, ebenso wie der Mercedes 300 SL, oder der Ferrari 250.
In den 1950er Jahren gab es neue Bestrebungen zur Massenmobilisierung. Die Hersteller entwickelten nahezu vollwertige Fahrzeuge in Miniatur. Begabte Automobilingenieure schufen in sehr knappen Abmessungen viel Nutzraum. Die neuen Fahrzeugkonzepte, etwa der Fiat 500, wurden darüber hinaus zum Ausdruck eines neuen Lebensgefühls.
Windkanalversuche in den 1930er Jahren hatten zu aerodynamischen Verbesserungen durch ein Steilheck mit Abrisskante geführt. Während des Krieges geriet diese K-Form in Vergessenheit. Der Renault 4 von 1961ist das erste erfolgreiche Modell mit der neuen Heckform. Die K-Form ist der Wegbereiter für unser Hatchback.
Dominanz der Linie
Parallel zum kühlen vernünftigen Produktdesign der Nachkriegsjahre, wurden die Autos durch eine klare Linienführung sachlich gestaltet. Die Transportationdesigner transformierten also den International Style auf das Automobildesign. Pinifarina gab wiederum wichtige Impulse und zeigte erstmals Prototypen mit Trapezlinie. Diese kantige Gestaltung erinnert in der Seitenansicht an ein Trapez, ein vorbildliches Beispiel ist der Trabant 601. Die harmonischen Proportionen der Trapezform funktionieren besonders gut für elitäre Limousinen.
Ab den 1960er Jahren werden viele Fahrzeuge durch einen umlaufenden Blechkniff spannungsvoll gegliedert. Die betonte Gürtellinie streckt das Auto und teilt es optisch in oben und unten. Diese Linienführung setzt sich erstmals über die funktionale Bauteilgliederung hinweg. Der teils umlaufende Kniff verschafft den Eindruck einer Ganzheitlichkeit. Das Element wird Compact-Form genannt und formt unter anderm den NSU Prinz.
Ford mischte zu den geometrischen Formen organische hinzu und schuf erstmals fließende Linien – die Stromform. Ununterbrochen wurden Front-, Seiten-, und Heckpartie optisch miteinander verbunden. Die Stoßstangen gliedern sich integral in das Gesamtvolumen ein. Pininfarina vollendet die neuen Formen am Peugeot 204.
Die Konzepte des praktischen Kombinationskraftwagens – „Kombis“ – und der statusorientierten Limousine schlossen sich lang aus. Mit dem Renault 16 gelang erstmals der Clou eines Premiumfahrzeugs mit Fließheck.
Während der 1960er Jahre wurden herrschaftliche Limousinen neu definiert. Eine neue flächige ruhige Formensprache löste die Chromspektakel und Raumfahrtthemen ab.
Die Zeit der Sportwagen
Für sportbegeisterte Fahrer wurden GT-Versionen der Trapezform entwickelt. Diese ersten Coupe’s vereinten straffe kraftvolle Linien und einen stilvollen Auftritt. Musterstücke sind die Mercedes Pagode, oder der Alfa Romeo Giulia Sprint GT.
Den Studebaker Avanti formten erstmals schlanke Taillen und runde Hüften. Da die Gestaltung den Hüftschwung der Cola-Flasche zitiert, spricht man im Automobildesign von der Coke-Bottle-Linie. Da die Taillierung jedes Volumen sportlicher wirken lässt, wurde sie schnell als Slimline verpönt.
Für die Playboys der 1960er waren Sportwagen unverzichtbar. Deshalb wurden viele flache Coupés mit aggressiven Hai Motiven entwickelt. Eine Ikone ist der Maserati Ghibli. Der Opel GT wurde für Machos mit kleinem Budget entwickelt. Für alle Rennsport begeisterten Casanovas wurden die bewährten Mittelmotorkonzepte nun auf die Straße gebacht.
Für die halbstarken, sportlichen Babyboomer wurde eine neue sportliche Fahrzeugklasse mit langer Motorhaube und kurzem Heck geschaffen – die Pony-Cars. In der Ford Mustang und im Opel Manta ist das Konzept verwirklicht.
Fiat präsentierte den sachlich geformten 124. Die vollwertige vielseitige Familienlimousine wurde auch als Lada Schiguli vermarktet und zum ersten Weltauto. Die Schweden schufen mit dem Volvo 140 ein Fahrzeug mit No-Nonsense-Linien. Trotz der konsequenten Sachlichkeit gestalteten sie ein starkes Markengesicht.
Mit den 1970er Jahren befreiten sich die Automobilhersteller von allgemeinen Designstilen und gestalteten Fahrzeuge zunehmend in markentypischen Formensprachen. Infolge dessen entstand der BMW typische Hofmeister-Knick.
Box-Design
Inspiriert durch die rationale Architekur der frühen 1970er Jahre, gestalteten AutomobildesignerInnen Fahrzeuge zunehmend geordnet geometrisch. Die sauber gegliederten Volumina wurde minimal mit Blech und Glas umformt. Der Fiat 139 Coupé ist ein erster Design-Meilenstein der neuen Formensprache.
Folglich ist auch der Range Rover ein wichtiger Entwurf dieser Zeit. Die GestalterInnen bündeln romantische Landlust-Sehnsucht mit Pragmatismus zu einem extrem nützlichen und souveränen neuen Fahrzeugkonzept. Kurzum; die Fahrzeugarchitektur des SUV war geboren. Nach mehr als einem Jahrzehnt öffnete der Jeep Cherokee die Nische zu einem relevanten Fahrzeug-Segment.
Anfänglich wurden große Heckklappen als Tabubruch gesehen. Doch mit den 70er Jahren setze sich die Dritte Tür gegen das Stufenheck durch. Folglich wurden neue Karrosserieformen möglich. Das aufgeräumte Two-Box-Design formt beispielsweise den Audi 50 oder den Peugeot 205.
Obendrein formte die Keilform eine neue automobile Ästhetik mit. Sowohl aerodynomische Argumente, als auch semantische Verweise auf Geschwindigkeit und Beschleunigung begründeten die Form. Viel mehr Keilform als der Lancia Stratos von 1970 ist fast unvorstellbar.
Banal Rational
Giorgio Giugiaro gilt als der Vater der modernen Automobilarchitektur. Seine rationalen Enwürfe, die präzisen Geraden und zurückhaltenden ruhigen Flächen prägten eine ganze Generation. Der Volkswagen Golf ist die unbestrittene Ikone einer Ästhetik der Rationalität.
Die AutomobildesignerInnen steigerten das Box-Design, die scharfen Kanten und flach überspannten Flächen bis zur Banalität. Schließlich wurden der Volkwagen Santana und der Opel Rekord E, oder der Volvo 760 mit dem Spitznamen: „schwedische Backsteine“ versehen.
Als das Meisterwerk Giorgio Giugiaros wird der Fiat Panda von 1980 gehandelt. Er beschreibt seinen radikalsten Enwurf als „Hausgerät auf Rädern“.
Infolge des Ölpreisschocks entwickelten die Automobilhersteller eine greifbare marktrelevante Aerodynamik. Fortan beurteilt der CW-Wert die Qualität des Exterieur-Designs. Folglich bekamen alle Kasten Sicken im Wind.
Formkörper
Seit den 1990er Jahren wurden spannende neue Konzepte entwicktelt. Während der Smart eine Nische besetzt, sind SUV’s und CUV’s den Nischen entflohen.
Einerseits stieg die Diversität in den Produktportfolios der Konzerne, andererseits wurden einzelne Produkte durch strenge Corporatedesign-Vorgaben ähnlicher. Die Markenidentität spielt eine immer wichtigere Rolle. Nebenher ermöglichen neue technische Lösungen überzeugendere Markengesichter, zum Beispiel klare Scheinwerfer und homogene Lichtbänder. Ungeachtet dessen verändern sich stets die gesetzlichen Rahmenbedingungen.
In den 2000er Jahren florierte das Retro-Design. Historische Fahrzeuge wurden in einer postmodernen Designsprache wiederbelebt. So weckten etwa der VW new Beetle, der Mini oder der Fiat 500 nostalgische Gefühle.
Design ist das entscheidende Kaufkriterium
Weil das Design zum wichtigsten Kaufkriterium aufgestiegen ist, werden enorme Marktrecherchen und Tests beauftragt. Das Design spiegelt so einen Teil der Kundenwünsche wider. Entgegen dieser Anpassung forderte Chris Bangle das Auto als Skulptur. Der ehemalige BMW Chefdesigner strebt unverwechselbare automobile Skulpuren an. Ein polarisierendes Fahrzeug ist der Tesla Cybertruck.
Leichtbau ist eines der großen Themen im Automobilbau. Im Audi A2 wird ein neues Raumkonzept in einer innovativen Aluminium-Leichtbauweise bereits 1999 umgesetzt. Unterstützt durch eine verbesserte Antriebstechnik und eine konseqente Aerodynamik verbraucht der A2 nur 3,5l Treibstoff. Ein anderer Minivan ist BMW i3. Das erste Serienfahrzeug aus carbonfaserverstärktem Kunststoff wird rein elektrisch oder in Hybrid-Bauweise angetrieben.
Zudem wandelt sich das Auto durch Alternative Antriebskonzepte. Durch Radnabenmotoren, Brennstoffzellen, Hybridantriebe oder große Batterievolumen verändert sich die Fahrzeugarchitektur immens. Seit 1997 ist das erste Großserienmodell mit Hybridantrieb, der Toyota Prius, auf unseren Straßen. BMW experimentierte bereits im Jahr 2000 mit einem Wasserstoffverbrennungsmotor im Hydrogen 7. Zahlreiche Startups, wie nano_flowcell, revolutionieren etablierte Elektroantriebe. Renault schuf 2011mit dem Twizy eine radikal neue automobile Architektur. 2019 präsentierte VW seinen nächsten „Volkswagen“. Der ID3 ist ein vollelektrisches Fahrzeug für Jedermann. Parallel werden synthetische Kraftstoffe – E-Fuels entwickelt, die Erdöl ablösen könnten.
E-Mobilität
Das Automobildesign erfährt gerade große Impulse durch die Elektromobilität. Neben den Autos sind bereits viele Fahrzeuge elektrisch angetrieben: Bahnen, Boote, E-Bikes, Baumaschinen und verschiedene Nutzfahrzeuge. Aufgrund leistungsstärkerer Batterien werden Elektroautos nun immer attraktiver.
Während Verbrennungsmotoren unter lautem Getöse stinkende giftige Abgase produzieren, gleiten Elektromotoren schier lautlos dahin. Der im Automobilbau relative neue Antrieb kommt mit einem sauberen umweltfreundlichen Image daher. Dafür entwickeln AutomobildesignerInnen nun entsprechende Formen.
Neben den Autos werden auch Motorräder, Scooter oder Longboards und Kinderwagen elektrifiziert. Viele Automobilkonzerne verstehen sich weniger als Autoproduzenten, jedoch vielmehr als Mobilitätsdienstleister. Demzufolge entstehen in den Portfolios der Konzerne Angebote zu Micro- und Mini-Mobilität oder Mobilitäts-Abonnements.
Übrigens kommen gerade völlig neue Fahrzeugtypen auf. Autos werden eine Mobilitätslösung neben Pedelecs, Scootern, Zügen, Drohen oder dem Hyperloop.
mono Box Design
Sobald die dicken V8 Verbrennungsmotoren (und größere oder kleinere) durch Nabenmotoren ersetzt werden, brauchen Fahrzeuge natürlich keinen Motor-Raum mehr. Carsharing, barrierefreie Einstiege und neue Bauräume für Akkus fordern eine grundlegend neue Fahrzeugarchitektur. Sobald viele Aufgaben des Fahrers durch technische Lösungen automatisiert sind, werden die großen Schaltpulte überflüssig. Das Interior, das zumeist als Cockpit oder Führerstand mit Zusatzsitzen gestaltet ist, wird zukünftig durch neue Motive geprägt. Für AutomobildesignerInnen entstehen so spannende Herausforderungen – es gilt die Mobilität auf vier Rädern neu zu gestalten.
Digitalisierung
Der Megatrend Digitalisierung verändert auch das Automobildesign tiefgreifend. Infolge von künstlicher Intelligenz und Vernetzung werden viele Prozesse automatisiert. Der fehlerbehaftete Mensch wird weniger Lenker, Bremser, Heizer oder Navigator, sondern es wird „einfach“ wärmer oder kälter im Auto. Zudem verhindern intelligente Verkehrsströme lange Stauzeiten und ein intelligentes Energiemanagment bindet die Fahrzeuge in die Energiewende ein. Darüber hinaus ermöglicht die Digitalisierung neue Nutzungsszenarien, wie das Carsharing.
Autonomes Fahren
Autos sind nach dem Zuhause und dem Arbeitsplatz der wichtigste Ort für uns. Dementsprechend fordern wir vom diesem „third place“ ähnliche Funktionen. Seit dem „fliegenden Teppich“ träumen wir von autonomer Fortbewegung. Endlich ist autonomes Fahren keine Zukunftsmusik mehr, endlich bewegen wir uns auto-mobil. Sobald wir uns ohne Führer-Schein individuell in Autos bewegen, entstehen Zeitfenster, die wir anders nutzen könnten. Deshalb wandelt pilotiertes Fahren das Interieur stärker als das Exterieur.
Integration
Der aktuelle Trend zu minimalistischem Design gepaart mit innovativen Smart Materials lässt viele physische Komponenten verschwinden. Anstelle jeweils eines Knopfes pro Radiosender, werden Entertainment, Fahrzeugklimatisierung und Navigation über nur eine Benutzeroberfläche bedient. Mechanisch und ergonomisch aufwendig geformte Türöffner sind obsolet, weil sich das Fahrzeug „einfach“ durch Gesten oder Spracheingabe öffnet. Und LED- und Laser-Leuchtmittel ersetzen die voluminösen Scheinwerfer – anstelle einer Leuchte hat ein Fahrzeug „einfach“ Licht. Dieser Minimalismus ist allerdings nur eine scheinbare, vorgetäuschte Vereinfachung. Denn durch das Zusammenführen vieler Funktionen in wenigen Komponenten steigt die Komplexität.
So wie die vielen neuen Materialien Einzug ins Automobildesign finden, steigt auch die Vielfalt der Autofarben. Bunt ist das neue Schwarz!
Motorrad Design
Ein spannender Bereich des Automobildesign ist das Motorraddesign. Die Automobil- bzw. Transportationdesigner gestalten auch höhst emotionale auf zwei Rädern.
Transportation-design
Mit dem Wandel des Autos wandeln sich auch die angrenzenden Berufsbilder. Abgesehen von Zügen, Schiffen und Flugzeugen gestalten AutomobildesignerInnen schon heute umfassende Mobilitätserlebnisse und Mobilitätssysteme. Deshalb ist Transportationdesign anstelle von Automobildesign die treffendere Beschreibung.
Als Konsumbürger haben wir alle genau wie ich als Transportationdesigner die Möglichkeit und die Verantwortung, die Zukunft unserer Mobilität durch unser Handeln heute mitzubestimmen.
Im übertragenen Sinne sind die meisten Autos MONSTER TRUCKS – kraftprotzende Ungetüme, die alles platt machen. Das muss aber nicht so bleiben.
noch mehr Automobildesign
Hartmut Seeger: Basiswisen Transportationdesign
Niklaus Schefer: Autodesign lesen, Design&Philosophie
https://de.wikipedia.org/wiki/Automobildesign
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrzeugklasse
https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/fahrzeuge_node.html